Do., 07.07.2016 / 29,7 Meilen (47,5 km)
I love America! Das war mal wieder ein Tag! Die Nacht war ruhig und trocken, so dass ich ausnahmsweise mal nicht mein Zelt und meinen Schlafsack in der Mittagspause trocknen muss. Nach einer Meile kommen wir an einen Bach und kontrollieren noch einmal die Karte, wann wir zum nächsten Wasser kommen. Leider habe ich Recht gehabt und es gibt erst in 32 Meilen wieder zuverlässig Wasser. Das heißt erst einmal nichts, denn momentan finden wir meistens Schmelzwasser irgendwo unterwegs, und zudem kommen wir nach 20 Meilen zu einem Highway. Aber trotzdem trinke ich einen Liter direkt am Bach und fülle drei Liter auf.
Anschliessend geht es etwa 400 Höhenmeter hinauf auf einen Bergkamm. Der Anstieg ist relativ harmlos, denn wir laufen auf einer alten Forststraße und netterweise hat jemand die meisten umgefallenen Bäume durchgesägt.
Oben angekommen folgt der Weg weiter einer Forststraße, der wir folgen, bis wir nach 20 Meilen zum Highway 14 kommen.
Unterwegs finden wir zum Glück eine kleine Quelle, an der wir Pause machen und wieder einen Liter trinken und die drei Liter wieder auffüllen.
Wir sind auf etwa 3300 m und laufen eine Weile über der Baumgrenze, dann wieder im Wald und gegen Ende durch ein weites Tal, in dem wir nach Langem wieder auf Kühe treffen.
Wir haben wieder tolles Wetter, und das Wandern auf den Forststraßen ist sehr einfach, vor allem, weil es fast ausschliesslich bergab geht.
Um ca. 16 Uhr kommen wir nach 20 Meilen zum Highway 14 und überlegen, wie der Tag weitergehen soll. Denn ab hier müssen wir neun Meilen den Highway entlang laufen und es gibt theoretisch kein Wasser. Der Highway geht zwar an einem Bach entlang, der aber eingezäunt ist, und auch nicht wirklich lecker aussieht. Zudem verläuft der Highway durch ein weites Tal, mit Zäunen links und rechts und keiner Möglichkeit, zu campen.
Als wir gerade beschließen, dass wir heute wohl noch die 9,7 Meilen bis zum Highway 40 laufen müssen, um von dort nach Steamboat Springs zu trampen, hält ein Truck neben uns und fragt, was wir machen und ob wir ein Bier wollen. Klar wollen wir ein Bier!
Da Allgood Handyempfang hat, ruft er einen Wanderer aus Steamboat Springs an, der auf Facebook angeboten hat, dass man bei ihm übernachten kann, dann nehmen wir die letzten Meilen in Angriff.
Ich mache Musik auf die Ohren und los gehts! Nach etwa drei Meilen sehe ich ein Auto auf der anderen Straßenseite anhalten und ein junger Typ steigt aus. Ein zweites Auto kommt hinzu und ich denke, Mist, die wollten sich bestimmt nur hier treffen. Ich hatte natürlich gehofft, dass sie unseretwegen anhalten. Und siehe da, als wir näher kommen, rufen sie, dass sie auf uns gewartet haben! Ein Wanderer hat ihnen gesagt, dass wir heute hier vorbeikommen müssten und sie hatten beide frei und wollten sowieso ein bißchen Trail-Magic machen! Sie, Hollywood und Wrangler, kommen beide aus Streamboat Springs und sind letztes Jahr den PCT (Pacific Crest Trail) gewandert. Lustigerweise erkennt Allgood sofort Hollywood wieder, denn er hat letztes Jahr auf dem PCT Pfannenkuchen für die Wanderer gebacken! Was für ein Zufall!
Die beiden haben kalte Cola, Bier, Wassereis, Chips, Trauben und Orangen dabei. Herrlich!
Als wir sie fragen, welches Restaurant in Steamboat am längsten auf hat, weil wir sicher erst um 22 Uhr dort ankommen werden, bieten sie uns an, unsere Rucksäcke bis zum Highway 40 mitzunehmen, dort auf uns zu warten, uns dann nach Steamboat mitzunehmen und wir können sogar bei Hollywood übernachten! Unglaublich! Ich bin so begeistert. Also nehmen wir alle drei nach einer kleinen Stärkungspause einen Liter Wasser, eine Jacke und unser Handy und laufen los.
Die letzten sechs Meilen lege ich mit 17 Minuten pro Meile (1,6 km) zurück. Die Fußsohlen brennen vom langen auf Asphalt laufen, und auf der letzten Meile fressen mich die Mücken. Aber ich bin so happy, dass wir immer wieder so nette Leute treffen.
Als wir am Highway 40 ankommen, haben die beiden schon Campingstühle gerichtet, das Essen wieder ausgebreitet und machen sogar auf dem Gaskocher Hot Dogs für uns.
Eine Weile sitzen wir dort, essen Hot Dogs und trinken Bier, bis wir dann im wunderschönen Sonnenuntergang hinunter nach Steamboat Springs fahren.
Dort geht es direkt in das neu eröffnete deutsche Bierhaus und es gibt Schnitzel, Spätzle, Radler und Hefeweizen. Es ist amüsant, was hier alles deutsch sein soll, aber das Schnitzel und die Spätzle sind sehr lecker!
Danach gehen wir zu Hollywood nach Hause, der abgefahrener Weise in einem riesigen Ski-Resort als Concierge arbeitet! Allgood bläst seine Isomatte auf und schläft im Flur, ich unter der Küchenzeile und Maverick auf der Couch.
Liebe Grüße von einer glücklichen Cheezy mit brennenden Füßen!
Diese Trail-Angels sind ja echte Engel! Diese Hilfsbereitschaft, auf die ihr immer wieder stoßt finde ich total beeindruckend. So macht das Wandern bestimmt wieder mehr Spaß!
Schön, Dich so strahlend zu sehen! Besonders nach den mitleiderregenden Aua-Fuß-Bildern.
Take care!
Oh ja! Ich werde auch Trail-Angel, wenn ich wieder zurück bin! Dann können alle Westweg- und Querweg-Wanderer kommen!
Hi Cheezy,
Es ist nicht immer gut wenns Mädel recht hat und es somit erst nach 32 Meilen wieder Wasser gibt!
Dieser Mangel wird dann langfristig, meistens unkontrolliert kompensiert.
Dann hab ich mal nachgerechnet was den Flüssigkeitshaushalt dieser Etappe angeht……
ERSTAUNLICH!
1.Bach 1Liter trinken, 3Liter auffüllen
2.Quelle 1 Liter trinken, 3 Liter auffüllen
3. Truck 1 Bier 0,5 Liter
4. Trail Magic lustige bunte Dose mit was auch immer 0,33Liter
5. Nach Stärkungspause 1 Liter Wasser
6. Beim Hotdog Essen 1 Dose Bier 0,33Liter ( wohlwollend)
7. deutsches Bierhaus 1 Radler 0,5 Liter, 1 Bier 0, 5 Liter (sehr wohlwollend)
Wenn man das zusammen rechnet kommt man auf 11,16 Liter Flüssigkeit unterschiedlichster Zusammensetzung. Quasi ein unkontrollierbarer, hochexplosiver Cocktail.
RESPEKT!
Es wird sinnlos alles was vor den Hals kommt, in eben diesen reingeleert.
Ich müsste den ganzen Tag ……..wie ein Pferd.
Also wirklich!
LG
Hab ich echt so viel getrunken? Beeindruckend!