CDT 2016

Etappe 119: Glacier NP (7) CANADA!

So., 11.09.2016 / 8,8 Meilen

Es ist geschafft! Nach 2400 Meilen, also rund 3860 Kilometern auf dem CDT habe ich jeden Schritt zwischen der mexikanischen und der kanadischen Grenze hinter mich gebracht! Ich war insgesamt 148 Tage unterwegs, wovon 29 Tage Pausentage waren. Vier Staaten habe ich durchwandert und alle Jahreszeiten erlebt.
Alle Menschen, die ich getroffen habe, waren überwältigend! Vielen Dank!
Vielen Dank auch an Euch, dass Ihr mich hier begleitet habt und mich mit Euren Kommentaren und Gedanken unterstützt habt!

Jetzt liege ich im Hostel in East Glacier und ich höre, wie der kalte Schneeregen gegen das Fenster geblasen wird. Wie froh ich bin, hier im Warmen zu sein!

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Als wir an unserem letzten Wandertag aufwachen, regnet es, und wir beschließen, noch ein bisschen zu dösen. Während wir frühstücken fängt es sogar an zu hageln.
Zum Glück beruhigt sich das Wetter anschließend wieder, und wir laufen im halbwegs Trockenen los.
Der Weg geht durch den Wald und kreuzt immer wieder schöne Gebirgsbäche, die im See münden.
Das Gras, das mal wieder von rechts und links in den Weg wächst, ist nass und schon bald sind unsere Füße auch nass.
Als wir nach gut 1,5 Stunden an der Grenze ankommen, patroulliert gerade die amerikanische Küstenwache und legt immer wieder am Bootsanleger an und ab. Das Manöver irritiert uns, aber trotzdem machen wir die obligatorischen Fotos.
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Wir sind da! Zumindest in Kanada!
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Laufen müssen wir noch 4,3 Meilen bis nach Waterton, um wieder in die Zivilisation zu kommen.
Mehr kann ich gerade gar nicht zur Grenze sagen. Wir sind einfach da.
Dann regnet es wieder, und wir laufen weiter nach Waterton. Ich dachte, wir laufen einfach entspannt am See entlang, aber leider geht es immer wieder hoch und runter und es regnet und ich mag nicht mehr! Ich bin doch weit genug gelaufen!!!
Na gut, jetzt mal nicht jammern…
Irgendwann kommen wir dann doch, inzwischen komplett durchnässt, in Waterton an, müssen noch eine Weile durch den riesigen Campingplatz laufen und gehen dann erst einmal essen.
Die Mitarbeiter des Restaurants sind total begeistert, dass wir CDT-Wanderer sind. Vermutlich das letzte Mal, dass ich mich wie ein Rockstar fühle!
Ein paar Minuten, nachdem ich eine der Kellnerinnen gefragt habe, wo man sich zum Trampen am besten hinstellt, kommt sie wieder und bietet uns an, uns in einer halben Stunde zur Grenze zu fahren! Wahnsinn Kiara! Du bist die Beste! Und vielleicht auch unser letzter Trail-Angel?
Auf der Fahrt zur Grenze fängt es an zu schneien. Im Schneegestöber steigen wir kurz vor der Grenze aus, holen uns einen Stempel bei den Kanadieren und laufen zu den Amerikanern rüber.
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Die Zöllnerin dort fordert uns auf, auf der Fahrbahn zwischen zwei Säulen durchzulaufen. Sie fragt uns ein bisschen aus und scannt unsere Pässe. Zum Glück lässt sie uns wieder in die Staaten zurück!
Ein Stück weiter dürfen wir vor einem Wanderparkplatz trampen.
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Noch keine fünf Autos sind an uns vorbei, da sehe ich Wanderer aus dem Wald kommen und zu ihrem Auto gehen. Ich quatsche sie einfach an und frage, ob sie zufälligerweise nach East Glacier fahren und uns mitnehmen können. Obwohl sie zu dritt und mit Gepäck sind, nehmen sie uns mit!
Mit Rucksäcken auf dem Schoß verbringen wir die nächsten Stunden, bis wir spätnachmittags in East Glacier ankommen.
Wir holen unsere Pakete in der Trading Post ab und laufen im Regen zum Hostel in den anderern Ortsteil.
Hier treffen wir gleich Allgood, Tatu Joe und Stone und werden herzlich beglückwünscht.
Auch Popeye, Thermometer und andere Wanderer sind noch hier, um sich auf ihre letzten Etappen vorzubereiten.
Wir gehen zusammen essen und feiern ein bisschen. Spät abends kommen Snorkel und ein befreundetes Pärchen, die Allgood am nächsten Tag mit nach Portland nehmen. Snorkel, mit der ich in Süd-Colorado gewandert bin, ist gerade in Kanada den Great Divide Trail gelaufen, die kanadische Verlängerung des CDT.
Müde fallen wir ins Bett. Wir haben es geschafft! Ich kann es gar nicht glauben! Mexiko nach Kanada zu Fuß!
Ich bin unendlich dankbar, dass ich dieses Abenteuer erleben durfte! Dankbar, dass es mir finanziell, körperlich und zeitlich möglich war, dankbar, dass Ihr mich begleitet und unterstützt habt, dankbar, für die unglaubliche Menge an Trail-Magic, die ich erlebt und die tollen Menschen, die ich getroffen habe!
Von Herzen sage ich Dankeschön!
Liebe Grüße
Eure Prinzess Cheezy
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24 Kommentare on “Etappe 119: Glacier NP (7) CANADA!

  1. Prinzess Cheezy,
    ich glaube Dankeschön reicht nicht für das Abenteuer was wir da miterlebt haben.
    Das war schon extra Klasse.
    Ich dachte zu Beginn, OK da schauen wir der Moni mal beim spazieren zu und sie schickt Bilder von Versperbrötchen und Landjäger. Aber dann…………..tun sich da philosophische Horizonte auf und man ist plötzlich mittendrin.
    Ich hab mich ja immer wieder gefragt (weils mich ja auch juckt), wieso macht man sowas?
    Da ist zuerst eine Idee. Die setzt man einfach um weil sie da ist? Oder doch egoistischer Selbstfindungstrip?
    Ich glaube es ist mehr. Gelingt es nicht gerade beim Reisen den Horizont zu erweitern.
    Was ist eigentlich dieser Horizont?
    Wenn man den eigenen Horizont als den Rand des eigenen Blickwinkels definiert, dessen Mittelpunkt man ist, kann das unter Umständen eine ziemlich kleine Kugel sein.
    Vielleicht manchmal nicht größer als ein Punkt. Die Kugel aufzublasen reicht nicht, man muss da raus. Die Erweiterung des Horizontes gelingt eigentlich nur mit einem mutigen nichtlinearem Sprung aus demselben. Das kann ein Schock sein. Plötzlich schaust du auf dein eigenes Universum von aussen drauf.
    Ziemlich Alienenartige Vorstellung. AHHHHH Planet Schnitzer. Vernichtet Ihn!!!
    Die Gedanken in deinem Hirn kreisen um dich selber. Immer wieder Mantra artig.
    Das lässt dich zwar Nachts wach liegen, ist sonst aber relativ ergebnislos.

    Man fährt also ans andere Ende der Welt in der Hoffnung, dass das dort möglich ist, dass dort die Zeit langsamer vergeht, die Menschen andere Antworten geben oder einfach weil die Landschaft einen umhaut.
    Verbiegt die unendliche Weite der Natur den eigenen Blickwinkel?
    Nach 1 – 2 Wochen gewöhnt man sich daran und muss aufpassen auch hier nicht wieder auf irgendwelchen Schienen zu landen, die dann den selben Effekt haben wie vorher.
    Das Ganze ist also ein andauerndes Springen und Rumgehüpfe mit dem Ziel der Linearität zu entkommen. Regen Unwetter, wilde Tiere, alles willkommene Mitspieler in diesem Ansinnen.
    Den kleinen Punkt wachsen lassen, damit den Horizont erweitern. Synapsen wachsen lassen.
    wie weit will man das wachsen lassen? Wann hat man genug?
    Ich glaube, wenn man erst mal die Erfahrung gemach hat, dass es auch anders geht. Ist es viel leichter. Man ist nicht mehr überall auf Muster angewiesen. Man kann sich schnell umstellen oder an Situationen anpassen.
    Schau dir die Mundologia an. Beweis dafür, dass ziemlich viele Leute genau das Bedürfnis haben da mal rauszuspringen. Ob man es dann tut ist eine andere Frage.
    Warum ziehen uns die Fotos so in ihren Bann? Weil das alles it, was es braucht. Eine Inspiration,
    ein Fortbewegungsmittel und ein Ziel. Basta.
    Und dann Momente sammeln. Atemberaubende und unglaublich schöne Momente. Gänsehaut und Bauchkribbeln.
    So genug Hirnschmalz um diese Uhrzeit aktiviert.

    Danke Cheezy and the Cheeze für diesen unglaublichen fantastischen Trip

    LG

    Stop!…noch einmal Klugscheissen:

    „Auf Reisen gleichen wir einem Film der belichtet wird, Entwickeln wird ihn die Erinnerung“
    Max Frisch.

  2. Liebe Prinzess Cheezy,

    ich freue mich total mit dir das du es geschafft hast!! Hab mir am Anfang ja schon ein wenig Gedanken gemacht was du dir da vorgenommen hast. Unterwegs war ich dann total fasziniert von dem was wir hier mit dir miterleben durften, und jetzt bin ich einfach froh das du gesund und munter tatsächlich den ganzen Weg gemeistert hast!! Jetzt kommt beide noch heile Heim. Ich freue mich schon auf dich/euch!

  3. Wow! herzlichen Glückwunsch! Schön, dass du (ihr) das einmal so weit in der Ferne liegende Ziel, heil, erreicht habt. Es ist aber auch toll zu wissen, dass man dich/Euch in,vermeintlicher, Sicherheit weiß!
    Kommt gut zurück! FREU dich über den Erfolg, der Alltag wird dich schon schnell genug wieder einholen. Das Erlebnis, die Eindrücke und die Begegnungen nimmt dir aber keiner mehr!
    Wir sehen uns!

  4. ihr lieben.
    das ist schon echt genial – ihr habts geschafft – und du sogar die ganze strecke.
    bin sehr sehr stolz auf dich .
    willst du die kanadische verlängerung auch erwandern? ich melde mich schonmal als companion an:)
    freu mich schon auf euch bis bald
    annika

  5. Liebe Moni, ich freue mich wahnsunnig dich bald wiederzusehen. Ich freu mich so dass du es geschafft hast. Deine Berichte habe ich alle gelesen und ich werde sie vermissen. Aber dafür bist du ja jetzt wieder hier. Bis bald kleine Schwestee 🙂

  6. Hallo Ihr zwei!
    Herzlichen Glückwunsch zum erfolgreichen Abschluß des fantastischen Unternehmens! Habe mich sehr gefreut, daß ich Euch anhand Eurer Berichte begleiten konnte. Ich habe sie jeden Tag mit Spannung erwartet! Einen guten Rückflug!
    Auf ein baldiges und frohes Wiedersehen freue ich mich sehr
    Eure Ruth

  7. Ich habe jetzt schon Blog-Entzugserscheinungen! Prinzess, überleg Dir schnell ein anderes Abenteuer, von dem Du uns berichten kannst! Vielleicht: „die seltsamen Erlebnisse einer Freelancerin im Freiburger Veranstaltungsdschungel“ oder „Hilfe, wie überlebe ich 8 Stunden Steuerberater-Seminar?!“
    Aber im Ernst: ich bin zutiefst beeindruckt von Deinem Mut, Deinem Durchhaltewillen, Deiner Offenheit, Deiner Disziplin. Es braucht so wenig. Einfach los laufen. Herr Schnitzer hat das ja ganz wunderbar ausgeführt. Diese Erfahrung kann Dir und Deinem Liebsten niemand nehmen. Und sie wird weiter wirken.

    1. Vielen Dank für die Blumen liebe Tanja.
      Ich tue mein bestes, das ich irgendwann wieder Geschichten für Euch schreiben kann.
      Bis dahin muss ich aber erst einmal wieder ein bisschen Geld verdienen. Hoffentlich sehen wir uns dabei mal!
      Liebe Grüße

  8. Liebe Moni,
    Glückwunsch zum Erreichen der Ziellinie. Das war SPITZENKLASSE!
    Du hast uns ein ganz tolles Sommermärchen mit einem fantastischen Trail-Movie beschert. Ich sehe dich schon als Mentaltrainerin dein Geld verdienen ;-).
    Gutes Ankommen
    Eva

    1. Liebe Eva, vielen Dank! Ich werde mal über die Idee nachdenken, als Mentaltrainerin zu arbeiten. Aber wissen solltest Du, dass Du oft in meinen Gedanken warst, wenn ich einen langen Anstieg meistern musste. Dann habe ich immer daran gedacht, wie Du uns auf der GTA beigebracht hast, langsam aber stetig zu wandern! Vielen Dank dafür!
      Liebe Grüße

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