Di., 18.06. – Mi., 19.06 2019 / ca. 50 km
Auf meiner Tour von Freiburg nach Osten, die ich wegen eines Auftrags ein paar Tage unterbrechen musste, habe ich mir überlegt, meine Füße mal ein wenig zu schonen und mit dem Kajak fortzusetzen. Immerhin hatte ich irgendwann, als ich mal alleine mit der Nase im Wind auf dem Lac d’Esparron auf einem Surfbrett mit Stechpaddel saß und über den einsamen See paddelte, die Eingebung, dass ich von Kanu-Indianern abstammen muss.
Naja, also gut, dann mal ab ins Boot und auf den See!
Am Dienstag morgen steige ich früh in Freiburg in den Zug und fahre nach Konstanz (nochmal dorthin wandern hätte einfach zu lange gedauert..). Als ich pünklich um 10 Uhr vor dem Kanu-Verleih stehe, ist leider niemand da. Nach ein paar Minuten taucht dann doch zum Glück jemand auf – ich dachte schon, ich muss doch wieder laufen. Schnell ist ein Boot gemietet und der Rücktransport zwei Tage später organisiert. Als ich alles zusammen habe, laufe ich mit Kajak und Bootswagen etwa zehn Minuten zum Seeufer und verstaue dann das ganze Equipment in der wasserdichten Luke hinter meinem Sitz.
Ich bin ein bisschen aufgeregt, als ich mich dann gegen 11 Uhr endlich ins Kajak setze, denn ich muss erst einmal einen Kaltstart in der, durch das Hochwasser bedingten, starken Strömung hinlegen. Also schnell rein ins wackelige Boot und los geht’s. Es bleibt kaum Zeit, Fotos zu machen, denn schon zieht mich die Strömung Richtung Rheinfall…. (der ist ja zum Glück noch ein bisschen entfernt…).
Das Wasser ist wunderschön klar und das Wetter macht auch wunderbar mit. Schon nach einer aufregenden guten halben Stunde bin ich auf dem Obersee angekommen und das nächste Abenteuer wartet auf mich: der Hafen von Konstanz. Während ich gegen die immer noch spürbare Strömung paddle, warte ich auf eine Lücke zwischen den großen Schiffen, um am Hafen vorbeizukommen.
Als ich dann vorbei bin, kann ich endlich mal die Spritzdecke abnehmen, die ich für die erste Strecke erstmal aus Sicherheitsgründen geschlossen hatte. Jetzt komme ich auch wieder an mein Trinken und vor allem kann ich die Sauna unter der Decke loswerden.
Jetzt geht’s weiter am Südufer des Obersees entlang, an Kreuzlingen vorbei.
Um 14 Uhr entdecke ich endlich am Ufer ein Gasthaus, an dem ich anhalten kann. Ungefähr 11 km habe ich bis hierhin schon geschafft, und ich bin ganz schön k.o. Also wenn ich wirklich von diesen Indianern abstamme, dann hatten die damals auf jeden Fall andere Boote! An so eine Schinderei kann ich mich nicht erinnern!!!
Na gut, also erstmal raus aus dem Wasser und an Land eine Apfelschorle und Schnitzel mit Pommes!
Frisch gestärkt geht’s dann wieder weiter. Leider kann man die Sitzposition im Kajak kaum verändern, und der harte Sitz macht mir ganz schön zu schaffen. Auch die Arme sind es nicht gewohnt, dass sie so viel arbeiten müssen. Aber das Wetter ist toll, und wer 4000 km laufen kann, wird ja wohl auch 50 km paddeln können! Also weiter geht’s…
Bei Romanshorn entdecke ich ein kleines Café am Ufer und nutze es für eine zweite Pause. Zu Hause habe ich mir eine Liste mit den groben Abständen zwischen Übernachtungsmöglichkeiten gemacht. Obwohl ich am zweiten Tag wesentlich mehr Zeit habe, möchte ich aber heute mehr als die Hälfte der Strecke schaffen, damit ich den zweiten Tag ruhiger angehen kann.
Nach dem leckeren Eiskaffee geht es wieder ins Kajak. Der Himmel hat sich inzwischen ausgerechnet hier ganz schön dunkel gefärbt. Ich versuche, ein bisschen Gas zu geben, denn ich möchte noch 5 km weiter zum Campingplatz Buchhorn, der direkt am See liegt und auch noch einen Platz für mich und mein Zelt hat.
Um 19:15 Uhr komme ich nach ca. 28 km am Strandbad an und denke, dass ich richtig bin. Komplett erschöpft zerre ich meinen Kajak mit Inhalt eine ca. 50-stufige Treppe hinauf. Oben angekommen stelle ich fest, dass das nicht der Campingplatz ist und anstatt, dass man mir weiterhilft, werde ich entnervt gefragt, ob ich aber das Kajak wegbringen könnte.
Da der Campingplatz direkt nebenan ist und dazwischen nur eine Wiese, schleife ich das Kajak mühsam hinter mir her. Dann checke ich schnell ein und als ich wieder zu meinen Sachen komme, fängt es an zu regnen. Im Eilverfahren baue ich das Zelt auf, schmeiße die Sachen rein und verkrieche mich.
Jetzt muss ich erstmal durchschnaufen, wofür ich auch viel Zeit habe, denn der Regen hält an bis 23 Uhr.
Zum Glück habe ich mittags das Schnitzel gegessen und muss nicht mehr kochen. So mümmel ich nur noch ein paar Nüsse und versuche dann zu schlafen. Leider hat ein Jugendlicher der großen Gruppe neben mir einen komischen Alarm an seiner Uhr oder seinem Handy programmiert, und alle halbe Stunde piepst es immer 10x hintereinander. Dann ist es kurz ruhig und dann geht es wieder von vorne los. Irgendwann fange ich, an aus meinem Zelt zu schnauzen und um 2:30 Uhr ist dann endlich Ruhe…
Ziemlich gerädert setze ich mich morgens auf meinen Kajak und mache mir Frühstück. Die Jugendgruppe samt Leiter beschließt aber leider, dass direkt neben meinem Platz die Versammlung mit ihren Fahrrädern stattfinden soll. Überall um mich herum wuselt es und die Kinder stolpern über meinen Kocher und meine Zeltschnüre. Es hätte nicht viel gefehlt, und ich wäre mit meinem Doppelpaddel auf sie los!
So dauert alles etwas länger, und ich komme erst um 9 Uhr los. Das Wetter ist aber wieder super, nur ein bisschen Nebel hängt noch über dem See.
Da es kaum Wind hat, wenig auf dem See los ist und ich brav meine Schwimmweste anhabe, beschließe ich todesmutig, heute nicht so nah am Ufer entlang zu paddeln, sondern peile per Luftlinie die Stelle an, wo ein Bergrücken in niedrigen Bäumen endet. Ich nehme an, dass dort das breite Rheindelta ist.
Mit neuer Energie, aber immer noch schmerzendem Hintern paddle ich auf meinen Zwischenstopp fixiert über den See und genieße den Blick auf den Säntis und die anderen Berge am südlichen und westlichen Seeufer.
Nach ca. zwei Stunden erreiche ich Staad und freue mich auf einen Pause. Erst sieht es so aus, als könnte man nirgends an Land, doch da kommt mir ein älterer Mann auf einem Steg zu Hilfe und bietet mir an, das Boot festzuhalten, während ich aussteige. Alleine wäre das vermutlich eher nass geendet…
Und er hilft mir nicht nur, sondern lädt mich auch noch auf einen Kaffee ein! Wir plaudern ein bisschen und nach einer Stunde mache ich mich auf zu meinen letzten 8 km.
Ich fixiere wieder mein nächstes Ziel, die Kanustation am Rohrspitz und paddele entlang des Rheindeltas zwischen Altenrhein und Rhein. Es ist Naturschutzgebiet und dadurch unbebaut und herrlich einsam.
Am Ziel angekommen, springe ich erst einmal ins Wasser, organisiere einen Bootswagen, packe meinen Rucksack und liefere das Boot ab.
Nach einer kleinen Stärkung macht sich die vermeintliche Kanu-Indianerin wieder zu Fuß auf die Reise.
10 km habe ich in der schwülen Nachmittagshitze noch vor mir, bis ich am Seecamping Bregenz ankomme. Schon bald wünsche ich mich wieder aufs bzw. ins Wasser zurück, aber das muss warten, bis ich mein Zelt aufgebaut habe.
Liebe Grüße
Eure Kanu-Indianerin auf Füßen
Respekt!! Hast echt die Kanutour über den Bodensee gemacht. Bin schwer beeindruckt!?
Kriegst du denn die Arme jetzt überhaupt noch hoch??
Oh mann, Adventure-Cheezy. Sehr cool. Ich möchte allerdings anmerken, dass das auf dem Foto keine Apfelschorle, sondern Rivella ist. Ich lese nämlich genau. Prost!
War gespannt, ob es jemand entdeckt! Bekommst ein Aufmerksamkeits-Sternchen!
Interessantes Höhenprofil bei den OutdoorActive-Tracks!
Tolle Leistung – mit Dir kann man angeben!
Jaja, ich kann auch 3 Höhenmeter paddeln!….