19.-20.11.2021 Himmelreich – Hinterwaldkopf – Rinken – Feldberg – Grafenmatt-Passhöhe
Es ist ruhig geworden auf den Trail Tales, aber letztes Wochenende habe ich mal wieder eine Tour in Angriff genommen, die ich hier festhalten möchte.
Seit diesem Frühjahr bin ich Bezirkswegewartin im Schwarzwaldverein für den Bezirk Breisgau-Kaiserstuhl. Bezirkswegewarte kümmern sich um die Fernwanderwege des Schwarzwaldvereins. Also um die Wege, die keine gelbe Raute als Wegzeichen haben, sondern z.B. blau, rot oder gelb-rot etc.
Da ich ja immer viel im Schwarzwald unterwegs bin, wollte ich mich im Schwarzwaldverein engagieren und bin auf die Betreuung der Fernwege gestoßen. Momentan betreue ich u.a. den Querweg Freiburg-Bodensee von Freiburg bis kurz nach Buchenbach, den Kandelhöhenweg von Freiburg bis St. Peter und die blaue Raute von Kirchzarten bis zum Hinterwaldkopfsattel.
Am letzten Samstag war in einem Hotel am Grafenmatt ein Treffen mit meinen Wegewart-Kollegen geplant. Da das Wetter am Freitag und Samstag gut sein sollte und noch ein kleines Naturschauspiel auf mich wartete, habe ich spontan den Rucksack gepackt und bin losgezogen.
Eigentlich wollte ich die blaue Raute ab dem Bahnhof Kirchzarten kontrollieren, aber die Zeit hat nicht gereicht, so bin ich einfach von Himmelreich gestartet und habe mir ein paar Kilometer gespart. Denn ich hatte es eilig. Um 16:48 Uhr sollte nämlich die Sonne untergehen und zwei Minuten später der Vollmond aufgehen. Ich wollte nicht den ganzen Weg gehetzt hochlaufen und war froh, mich für den kürzeren Weg entschieden zu haben.
Am Holzeck bin ich dann auch auf „meine“ blaue Raute gestoßen, die mich von hier bis zum Feldberggipfel begleiten sollte. Nach einem kurzen Stop in der Höfener Hütte machte ich mich an den letzten Aufstieg zum Hinterwaldkopf. Beim Blick zurück ins Dreisamtal konnte ich sehen, dass der Nebel mir auf den Fersen ist und habe hoffte, dass er es nicht bis zu mir hoch schafft.
Oben angekommen auf meinem Lieblingsberg, belohnte mich ein herrlicher Rundumblick. Schon bald bekam ich Besuch von zwei Freunden, die mit mir das Spektakel bewundern wollten. Über Hofgrund ging die Sonne unter und schon wenige Minuten später….
….ging der Vollmond über Breitnau auf.
Dann hieß es schon wieder, „Auf Wiedersehen“ zu den Freunden zu sagen, denn auf mein weiteres Abenteuer konnten sie mich so spontan nicht begleiten. Denn ich wollte ja noch weiter Richtung Rinken. Also folgte ich der blauen Raute weiter, doch schon bald war es zu dunkel, als dass ich die Rauten noch gesehen hätte. Der Vollmond konnte noch nicht über die Baumkronen schauen und erschreckte mich immer wieder, wenn er plötzlich wie eine riesige Taschenlampe durch eine Schneise leuchtete.
Im Dunkeln trabte ich also weiter durch den Wald, als ich plötzlich einen Schuss hörte. Er war zwar ein gutes Stück weg, aber dann zog ich doch meine Stirnlampe an und schaltete Rotlicht an. Absichtlich hatte ich mich auch schon in rot-orange gekleidet, damit die Jäger mich nicht für ein Wildschwein halten….
Ein bisschen gruselig war es ja schon, so im Dunkeln durch den Wald zu laufen, aber ich dachte über die Wahrscheinlichkeit nach, wie viele Triebtäter wohl an einem November Freitagabend im Wald zwischen Hinterwaldkopf und Rinken lauern, um mir was anzutun. Das hat auf jeden Fall beruhigt.
Als der Weg dann immer matschiger wurde, und ich fast in einen abgeknickten Ast eines querliegenden Baumes gelaufen wäre, entschied ich mich doch, die Stirnlampe ganz anzuschalten. Es war auch nicht mehr weit bis zum Rinken.
Dort kam ich um 18:30 Uhr an, und es war bis auf das Mondlicht und ein paar Lichter aus den Häusern dunkel. Ich traf gleich auf das nette Paar, bei denen ich vorab gefragt hatte, ob sie irgendwo ein ebenes Plätzchen für mich und mein Zelt hätten. Die Einladung zum Wein schlug ich aus, denn ich hatte mir lecker heiße Schokolade und Chinoa Mexikanisch eingepackt.
Die Nacht war natürlich kalt, aber vor allem feucht. Aber mit meiner Ausrüstung bin ich ja für solche Temperaturen gewappnet und fror nur beim Pinkeln.
Morgens war meine Zelthaut gefroren, und ich musste ordentlich schütteln, um möglichst viele Eiskristalle loszuwerden.
Die restlichen nahm ich mit, denn die wollten auch mal Alpensicht haben…
Eigentlich war der Plan, im Dunkeln loszulaufen und auf dem Gipfel den Sonnenaufgang gang anzuschauen. Das hat nicht ganz geklappt, denn so dunkel und kalt wie es war, brauchte ich eine Weile, um mich aus meinem warmen Schlafsack zu holen. Also ging ich bei schönem Morgenrot und untergehendem Vollmond los und verabschiedete mich noch von meinen netten Gastgebern.
Beim Aufstieg erwartete mich sogar ein bisschen Schnee aus dieser Saison, der aber noch ganz hart gefroren war. Ich blickte mich um und freute mich, dass außer mir noch niemand unterwegs war.
Um ca. 8:50 Uhr war ich oben und hatte einen herrlichen Rundumblick. Und vor allem eine gigantische Alpensicht. Vom Säntis im Osten, über die Churfirsten, Eiger, Mönch und Jungfrau, und im Westen ließ sich sogar der Mont Blanc sehen! Den hatte ich noch nie von hier aus sehen können.
Nach ein paar Minuten Ruhe kamen dann aber schon die ersten Touris (verdammte Touris…) und so zog ich weiter Richtung Grafenmatt-Pass. Immer mit herrlicher Sicht auf den Alpenbogen, die Morgensonne und Johnny und meinem vermeintlichen Standesamt (Feldbergturm).
Pünktlich kam ich am Hotel an und verbrachte dann mit meinen Bezirkswegewarten den Vormittag.
Am Freitag Morgen, bevor ich losgezogen bin, konnte ich noch nicht glauben, dass ich das wirklich mache. Aber irgendwie habe ich dann doch den Rucksack gepackt und so lief das Ganze einfach so, ohne dass ich wirklich eine definitive Entscheidung getroffen habe. Mit dem Blick zurück zum Nebel in Freiburg war mir klar, dass ich genau das Richtige getan habe und kann euch nur ermutigen, auch verrückte Pläne zu schmieden und den inneren Schweinehund einfach zu ignorieren und zu übergehen – es lohnt sich!
Liebe Grüße
Moni (die sich mal wieder ein bisschen wie Cheezy gefühlt hat)
Titelbild von Chris Hei. Vielen Dank!
Boah Moni! Das ist ja toll! Du bist ja ganz schön mutig 😊
Ein toller Hike. Du bist echt tough! Schade nur, dass der Feldberg so hässlich brutal „erschlossen“ wurde.
Ein wunderbarer Tourbericht, die zum Nachahmen anregt.
Der regionale Wanderweg von Kirchzarten über den Hinterwaldkopf, Wieswaldkopf, Rinken zum Feldberg ist wahrhaftig ein Klassiker, zwar anspruchsvoll, aber äußerst aussichtsreich, mit wechselnden, erholsam Wegabschnitten – sehr zu empfehlen. Wenn dann ein astronomisches Ereignis wie die Konstellation von gleichzeitig sichtbaren Sonnenuntergang und Mondaufgang dazu kommt, ist das Naturerlebnis (fast) komplett. Insofern Glückwunsch zu dieser Tour, die Motivation, Mut und Naturverbundenheit voraussetzt. An allem scheint es dir nicht zu fehlen, Chapeau!